Lernschwächen kurz erklärt...

 

Eine Lernschwäche ist eine Minderleistung des absichtsvollen Lernens. Damit ist gemeint, dass die Leistungsergebnisse trotz angemessenen Lernaufwands nicht erreicht werden. Das heißt, der IQ der/des Betroffenen liegt im Normalbereich (IQ >70), aber die schulischen Leistungen in einem oder mehreren Fächern unterdurchschnittlich sind. Ursache für die Minderleistung darf keine Krankheit oder unangemessene Beschulung sein. 

Um eine Lernschwäche festzustellen, gibt es genaue Kriterien, die in internationalen Klassifikationssystemen (z.B. ICD-10; DSM-V) zu finden sind. Nur wenn diese erfüllt sind, handelt es sich um eine Lernschwäche. Diese Merkmale werden für die einzelnen Lernschwächen im Anschluss genauer erklärt.

Dyskalkulie

Dyskalkulie oder Rechenschwäche zeigt sich durch Schwierigkeiten beim Rechnen und äußert sich in den ersten Jahren der Grundschulzeit. Die Problematiken zeigen sich beim Erlernen und Anwenden der Grundrechenarten (+, -, ·, :). 

 

Folgende Symptome können Anzeichen für eine Rechenschwäche sein:

Schwierigkeiten beim

  • Einschätzen, Abzählen und Vergleichen von Mengen
  • Rückwärtszählen
  • Einordnen von Zahlen am Zahlenstrahl
  • Zehner- und Hunderterübergang
  • Verständnis und der Bedeutung der Zahl 0
  • Abschätzen von Längen und Maßen
  • Benennen und Zeichnen von Figuren
  • Umgang mit Geld
  • Kopfrechnen

Weiters kann auftreten

  • Häufiges Verrechnen
  • Rechnen mit Fingern
  • Zahlendreher beim Lesen und Schreiben (statt 53 => 35)
  • Nicht Erkennen von unrealistischen Fehlern (z.B. 3+6= 450)
  • Einfache Aufgaben wie 2+3 werden immer wieder von neu gezählt und werden nicht gespeichert
  • Verwechseln von Rechenzeichen
  • Einfache Aufgaben müssen schriftlich gelöst werden
  • Trotz intensiver Übung gibt es kaum bis keine Fortschritte

Legasthenie

Bei Legasthenie oder Lese-Rechtschreibschwäche wird zwischen zwei Kategorien unterschieden: 

- Lese-Rechtschreibschwäche, dabei ist das Lesen und die Rechtschreibung betroffen.

- Rechtschreibschwäche, äußert sich durch Schwierigkeiten ausschließlich bei der Rechtschreibfähigkeit.

 

Anzeichen beim Lesen

  • langsames/stockendes Lesen
  • Auslassen von Buchstaben/Wörtern
  • Raten von Wörtern
  • Vertauschen der Reihenfolge von Buchstaben
  • Inhalt des Gelesenen nicht wiedergeben zu können
  • Verlieren/ überspringen von Zeilen

Anzeichen beim Schreiben

  • Auslassen/hinzufügen von Buchstaben
  • Reihenfolge von Buchstaben vertauschen
  • Verwechslung von Buchstaben/Lauten
  • Hohe Fehleranzahl bei Ansagen 
  • Fehler beim Abschreiben
  • Weglassen von Punkten/ i-Punkten

Allgemeine Lernschwäche

Sind die Rechen-, Lese- und Rechtschreibleistungen betroffen wird dies als allgemeine Lernschwäche oder kombinierte Störungen schulischer Fertigkeiten bezeichnet. 

Anzeichen hierfür sind, wenn Schüler*innen, trotz erhöhtem Lernaufwand, Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen zeigen. 

Konzentrationsschwierigkeiten

Häufig sind die Ursache für Lernschwächen Probleme mit der Aufmerksamkeit und der Konzentration. Dabei haben Schüler*innen Schwierigkeiten sich auf eine Sache zu fokussieren und die volle Aufmerksamkeit darauf zu lenken. 

Das zeigt sich durch

  • Leichte Ablenkbarkeit 
  • Unruhe 
  • Zappeln
  • Kurze Ausdauer beim Arbeiten
  • Schlampigkeitsfehler
  • Verträumtheit
  • Unleserliche Handschrift

Angst (Prüfungs- oder Schulangst)

Mit Lernschwächen können oftmals Ängste und Unsicherheiten entstehen. Durch häufige Misserfolge, trotz Lernen, entstehen Selbstzweifel und es kann eine Prüfungsangst oder Schulangst entstehen. 

Anzeichen dafür sind:

  • häufiges Bauchweh (meist vor Schulbeginn)
  • Übelkeit
  • häufiges Kopfweh (meist vor Schulbeginn)
  • Nervosität
  • Anspannung
  • innerlicher Stress
  • Schlafstörung
  • Albträume

 

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Weiterführende Literatur zum Thema Lernschwächen

Cheng, Dazhi; Xiao, Qing; Chen, Qian; Cui, Jiaxin; Zhou, Xinlin (2018): Dyslexia and dyscalculia are characterized by common visual  perception deficits. In: Developmental neuropsychology 43 (6), S. 497–507. DOI: 10.1080/87565641.2018.1481068.

Daseking, M.; Petermann, F. (2011): Der Einfluss von Vorläuferfähigkeiten auf die Rechtschreib-, Lese- und Rechenleistung in der Grundschule. In: Gesundheitswesen (Bundesverband der Arzte des Offentlichen Gesundheitsdienstes (Germany)) 73 (10), S. 644–649. DOI: 10.1055/s-0031-1286268.

Ennemoser, Marco; Sinner, Daniel; Krajewski, Kristin (2015): Kurz- und langfristige Effekte einer entwicklungsorientierten Mathematikförderung bei Erstklässlern mit drohender Rechenschwäche. In: Lernen und Lernstörungen 4 (1), S. 43–59. DOI: 10.1024/2235-0977/a000091.

Klicpera, Christian; Gasteiger-Klicpera, Barbara; Besic, Edvina (2019): Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter. Stuttgart, Deutschland: UTB GmbH.

Lauth, G.W., Grünke, M.; Brunstein, J. (Hg.) (2014): Interventionen bei Lernstörungen : Förderung, Training und Therapie in der Praxis. Göttingen: Hogrefe.